Freitag, 23. Januar 2015

Der Schiefe Turm von Pisa



Auf der ganzen Welt ist der Schiefe Turm von Pisa bekannt. Gedacht war das Gebäude als freistehender Glockenturm für den daneben angesiedelten Dom in Pisa. Am 9. April 1173 fand die Grundsteinlegung für den Turm statt. Einige Jahre nach Beginn der Bauarbeiten gab der Boden unter dem Fundament nach. Zu diesem Zeitpunkt waren erst drei Stockwerke fertig. Aufgrund dessen wurde der Bau für ungefähr 100 Jahre unterbrochen. Um die schiefe Lage auszugleichen wurden die nächsten vier Stockwerke schräg gebaut. Nach dem der Bau danach nochmals unterbrochen wurde, war im Jahre 1372 der Bau des Turms abgeschlossen.


Architektur

Der 55 Meter hohe und 12 Meter durchmessende Campanile besteht aus 14.200 Tonnen weißen Carrara-Marmors und hat sieben Glocken. Er unterscheidet sich von den üblichen quadratischen Türmen Mittelitaliens und steht in einem großen Gegensatz zu den spitz zulaufenden Türmen des nördlichen Europa. Er ruht auf einem spiralförmigen Fundament aus 700 m³ Bruchstein und Mörtel, in 100 Metern Höhe wollte sein Erbauer Bonanno die Glocken läuten lassen. Der Mauerring um diesen Bereich herum ist 3,57 Meter dick. Neben dem Eingang sind Monat und Jahr des Baubeginns eingemeißelt: August 1173. In Urkunden wird jedoch stets 1174 genannt, denn für die Pisaner begann nach damaligem Kalender das neue Jahr bereits am 25. März.
Der Campanile hatte – außer dass er die Glocken tragen sollte – noch eine andere Funktion. Bei äußerer Gefahr flüchtete damals der Klerus (kleriker =  DiakonePriester und Bischöfe) in den Turm. Maueröffnungen und -vorsprünge im Zylinderschacht machten es möglich, bei Bedarf in jedem Stockwerk Gebälk und Fußböden einzuziehen.
Jedes Stockwerk hat eine Tür hinaus auf die Säulengalerie, die jeweils aus 30 Säulen besteht. Auf der Südseite führen oben sechs Stufen zur Glockenstube hinauf, auf der Nordseite nur vier. Die Treppe zur obersten Aussichtsterrasse soll Brunelleschi inspiriert haben, einen ähnlichen Aufgang zur Laterne auf der Kuppel des Doms in Florenz zu bauen.
Vom 7. Januar 1990 an musste der 14.500 Tonnen schwere Turm für Besucher gesperrt werden, da die Schräglage zu gefährlich wurde. Es gab eine weltweite Aufforderung an Baustatiker, die besten Lösungen zur Stabilisierung auszuarbeiten und einzureichen.
Nach 13-jährigen Sanierungsmaßnahmen, bei denen der Turm wieder um 44 Zentimeter aufgerichtet wurde, ist er seit Dezember 2001 wieder für Touristen geöffnet. Besuchergruppen können den Turm zu jeder vollen und halben Stunde in Gruppen von maximal 40 Besuchern für eine Dauer von 30 Minuten besteigen.
Der schiefe Turm von Pisa ist nicht das schiefste Gebäude bzw. der schiefste Turm der Welt, wie viele denken. Dennoch gehört er mit zu den schiefsten Bauwerken, die – aufrecht geplant – unabsichtlich in eine Schieflage geraten sind.

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